Die deutsche Gesundheitswirtschaft wird derzeit massiv umgekrempelt. Digitale Technologien werden mittels moderner Kommunikations- und Informationstechnologien etabliert, um eine größere Effizienz für Patienten, Ärzte und Versicherungen zu ermöglichen. Die Kommunikation wird erleichtert. Gleichzeitig wird die Transparenz für die Patienten erheblich erhöht. Der Normalbürger muss sich mit Dingen wie der elektronischen Patientenakte (ePA) oder virtuellen Arztterminen beschäftigen. Was steckt hinter diesen Begriffen? Wie erfolgte der Wandel? Und wie sieht der Status quo aus? Wir klären auf.
Grundlegend beschreibt die Digitalisierung im Gesundheitswesen den Wandel weg von analogen Prozessen hin zur Digitalisierung. Beispiele dafür sind die elektronische Krankenakte, die Video-Sprechstunde mit dem Arzt, die Messung von Gesundheitsdaten per App oder die Kommunikation von Ärzten mit dem Krankenhaus über eine virtuelle Plattform. Die Basis bilden die medizinischen Daten des einzelnen Versicherten. Diese werden mittels moderner Kommunikations- und Informationstechnologien zwischen dem Patienten, den Ärzten und verschiedenen Leistungserbringern abgerufen.
Im Vergleich zu anderen Ländern ist Deutschland in der Digitalisierung im Gesundheitswesen weit abgeschlagen. Seit einigen Jahren sind viele Technologien in den Nachbarländern bereits etabliert. Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung sieht diese allerdings nicht für notwendig. Dies zeigt eine Studie von PWC aus dem Jahr 2018 auf. Ein ausschlaggebender Fakt, welcher die Entwicklung lange Zeit blockiert hat. Seit Januar 2021 können Bürger*Innen, die gesetzlich versichert sind, die elektronische Patientenakte (ePA) nutzen.
Die Telemedizin ermöglicht die virtuelle Beratung und Diagnostik mit einem Arzt per Videoanruf. Das Ziel ist es, die Arztpraxen zu entlasten und eine enorme Zeitersparnis für alle Beteiligte zu erreichen. Somit birgt die Telemedizin vor allem für Menschen aus ländlichen Gebieten einen enormen Vorteil. Der lange Anfahrtsweg zum Arzt bleibt ihnen erspart. Wichtige Faktoren sind die Technik, die dabei (mit einem guten Internetanschluss) funktionieren muss und der Datenschutz. Bei dessen Einhaltung haben viele Menschen noch Bedenken, wie 76 % der Befragten der PWC-Studie angeben.
Der mit der Digitalisierung verbundene Anstieg der verfügbaren Daten der Patienten wird genutzt, um potenzielle Krankheiten aufgrund von Vorerkrankungen oder auffälligen Mustern frühzeitig zu erkennen. Die Datenmengen werden eine große Chance für die Lösung gesellschaftlicher Probleme sein, wenn sie für die Forschung genutzt werden. Konkret kann das Healthcare-Analytics-Systeme, die riesige Mengen medizinischer Daten in Echtzeit analysieren und auswerten. „Menschen mit derselben Erkrankung reagieren zum Teil sehr unterschiedlich auf ein und dieselbe Behandlungsmethode. Mit zunehmenden Kenntnissen über individuelle Unterschiede der Patienten werden deshalb gezielte und effektive Behandlungsstrategien unter Vermeidung belastender Nebenwirkungen möglich“, so Dr. Christian Regenbrecht, Leiter der Arbeitsgruppe Tumorstammzellen am Institut für Pathologie an der Charité Berlin.
Die künstliche Intelligenz (KI) ist eng mit dem Bereich Big Data verbunden. Mithilfe dieser Technologie wird es möglich sein, verschiedene Muster in den Gesundheitsdaten zu erkennen. Krankheiten können früher erkannt werden und Patienten haben die Chance, dass eine aufmerksamere Versorgung ermöglicht wird. Gleichzeitig wird das System die Kosten innerhalb des Gesundheitssystems enorm senken. Alleine in der Bekämpfung und Prävention bei Fettleibigkeit bei Kindern soll der Einsatz von künstlicher Intelligenz weltweit 90 Milliarden Dollar einsparen.
Unter E-Health fallen alle Technologien, die für den medizinischen Bereich digitale Kommunikations- und Informationsanwendungen einsetzen. Dafür ist ein Beispiel die elektronische Patientenakte (ePA), von der 9 von 10 Patienten noch nicht wissen, wie sie funktioniert (Datapuls, 2021). Felix Schönfelder, der Geschäftsführer von Socialwave und Initiator der Umfrage "Datapuls": „Überrascht hat uns, dass der öffentliche Diskurs über Vorteile und Bedenken der ePA offenbar nur von einem kleinen Teil der Bevölkerung verfolgt wird. Einer der größten Meilensteine in der Digitalisierung des Gesundheitswesens muss folglich nicht nur eine technische Hürde bewältigen, sondern vor allem eine kommunikative“. Wie wichtig eine solche Akte ist, auf die behandelnde Ärzte Zugriff haben, verdeutlicht das folgende Beispiel: Bei einer möglichen Einlieferung in ein Krankenhaus kann der behandelnde Arzt direkt erkennen, welche körperlichen Leiden oder Allergien vorhanden sind, was eine optimal zugeschnittene Sofortbehandlung erleichtert und in Einzelfällen Leben retten kann.
In der Pflege und während einer Operation werden roboterbasierte Systeme künftig wertvolle Assistenzrollen einnehmen. Auch hier zeigt sich bei fast zwei Drittel der Bevölkerung eine gewisse Skepsis hinsichtlich des Vertrauens in die Roboter.
2021 ist ein revolutionäres Jahr hinsichtlich der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Alleine die finale Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) zeigt dies:Die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen ist neben seinen Vorteilen vor allem deshalb dringend notwendig, weil das System aufgrund des Fachkräftemangels in Zukunft vor ernsthaften Problemen gestellt werden könnte. Bereits 2012 zeigte eine Studie auf, dass uns 2030 rund 630.000 Fachkräfte in der Pflege- und Gesundheitsbranche fehlen könnten. Daher ist es wichtig, dass Deutschland bezüglich der Digitalisierung nachrüstet, um diesem möglichen Szenario entgegenzuwirken. Hinzukommend spricht der demografische Wandel der Gesellschaft für eine rasche Erweiterung der Digitalisierung. Nur so können Ressourcen geschaffen werden: Ärzte erhalten durch die vereinfachten Prozesse der Telemedizin mehr Zeit für die Patienten. Die Robotik unterstützt pflegebedürftige Menschen und Fachkräfte im OP-Saal. Und die Big Data-Mengen, der künstlichen Intelligenz, erkennen frühzeitig Erkrankungen. Ein Aspekt muss diesbezüglich immer berücksichtigt werden: der persönliche Kontakt zum Arzt.